Freitag, 25. Juli 2008
Wieder reisend ...
Aber, ich lebe noch, bin im Moment mit Paolo in La Paz, morgen schauen wir uns den Umzug der Studenten die dieses Semester ihren Studiengang abgeschlossen haben an und dann... mal schauen. Wahrscheinlich geht es in den Norden, in den Dschungel (wie aufregend!!!). Die Reise war bis jetzt grossartig, bis auf 3 Tage im Bett wegen Grippe und weitere 5 Tage um wieder voellig hergestellt zu sein.
Werde alles genau erzaehlen wenn ich wieder in Deutschland bin, ist ja nicht mehr lange!
Sonntag, 4. Mai 2008
Wie ich mal wieder fast ertrunken wäre…
Paolo und ich sind in den Cajon de Maipú gefahren, das ist eine Schlucht mit einem Fluss (ich glaube, das Wort existiert nicht im Deutschen als EIN Wort) in der Nähe von Santiago, so ca. 30 km. Paolo dreht im Moment einen Kurzfilm (studiert Kino, deshalb) und wir wollten den Drehort für eine Szene suchen. Zelt, Schlafsack, Tee und Rucksack gepackt und Freitag morgen sind wir um 8.00 Uhr chilenische Zeit (8.30) losgezogen. Hat auch alles wunderbar geklappt, U-Bahn, Bus, Anhalter, bis wir dann relativ weit oben am Sammelbecken ankamen. Dort haben wir den Fluss über den Staudamm hinweg überquert, das Zelt aufgebaut, uns noch ein bisschen umgeschaut und lagen um 20.30 im Zelt in den Schlafsäcken, weil es einfach schweinekalt war (davon gibt es auch ein Video, indem Paolo und ich Witze darüber machen, ob wir nicht vielleicht erfrieren – anschließend meinte Paolo: „Stell dir mal vor, die finden uns hier morgen früh steif gefroren, mit der Aufzeichnung“). Die Sonne geht da oben schon um 18.00 Uhr unter, kaum war sie weg, kam ein eisiger Wind auf und die Temperatur sank sicherlich um ca.15°. Trotz meines großartigen „damit-kann-man-auch-im-Winter-draußen-schlafen“-Schlafsacks, habe ich mir im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch abgefroren, der ist nämlich einfach nicht warm geworden.
Tja, Pustekuchen, vor uns vulkanisches Gestein und keine Möglichkeit am Fluss entlang zu laufen, zurück auf die Hügelkette ebenfalls unmöglich, weil der Berg ja auf Kilometer abgerutscht war. In die andere Richtung, ein bisschen nervös, denn schließlich war es schon 16.15 Uhr, wir hatten also nur noch ein bisschen mehr als 2 h Licht, das zum laufen ausreicht. Und kein Handyempfang, mit dem wir in Santiago anrufen hätten können, um zu sagen, dass wir einen Tag später kommen oder um irgendwen anzurufen, der uns sagen könnte, wie wir aus dieser Lage wieder rauskommen könnten. In der anderen Richtung verschwand der Fluss dann mehr und mehr in einer Schlucht, wir wanderten also immer ein Stück oberhalb. Ich hatte meine Wanderschuhe gegen meine Wandersandalen gewechselt, weil mir wieder einfiel, dass eine Oma mal gesagt hatte: „Der Tod kommt mit nassen Füßen.“. An einem wunderschönen Wasserfall (von dem ich leider kein Bild habe, weil ich schon ein bisschen nervös war – kalte Füße, nasse Hose und nur noch 1 ½ h Licht) sah Paolo die Möglichkeit zum Überqueren. Problem: auch hier war der Berg abgerutscht und zwar komplett. Paolo wagte dann den Abstieg und ich wartete oben, weil das ganze etwas instabil aussah und wir nicht wollten, dass Paolo von Steinen erschlagen wird, die ich löse. Und plötzlich rutschte Paolo. Ich hörte nur das Geräusch und sah die polternden Steine, Erde und Paolo war weg. „Paolo, alles okay?!“ Keine Antwort. „Paolo?!!“ „Jaja, alles okay.“ Da bin ich schon in Tränen ausgebrochen und davon überzeugt, dass wir sterben werden. „Katha, komm nicht hier runter, lauf weiter und such eine andere Stelle!“ Leichter gesagt als getan. Über mir Geröll, unter mir blanke Erde, die Paolo schon 15m runtergerutscht war ohne sich fangen zu können. Ich kraxel also in meinen Sandalen, die Schuhe um den Hals gehängt, über das Geröllfeld, das teilweise mit Schnee bedeckt ist, schließlich geschlossene Schneedecke über dem Geröll. Meine Füße so kalt, einfach nur so kalt, erst Schmerzen, schließlich kann ich sie kaum mehr spüren, immer wieder rutsche ich ab, sinke im Schnee ein, sehe und höre nichts mehr von Paolo. Endlich: ein winziger Felsen, kaum groß genug, um beide Füße irgendwie darauf unter zu bringen, aber er rutscht nicht, ich wechsele in einem Balanceakt die Schuhe, mit 10 - 12 kg Rucksack auf dem Rücken. Ich bewege mich also vorsichtig weiter, immer wieder rutsche ich ab, Steine und Schnee fallen. Endlich sehe ich Paolo wieder, der ohne Rucksack am Fluss entlang läuft. Und schließlich entdecke ich eine Stelle, die nicht ganz so steil aussieht wie der Rest. Ich rutsche also mehr oder weniger auf allen vieren runter ins Flusstal, unten wartet Paolo: „Katha, ich will nicht in den Nachrichten sein.“ (Im Cajon verschwinden nämlich relativ oft Wanderer und Kletterer, die dann irgendwann tot geborgen werden). „Paolo, wir werden nicht in den Nachrichten auftauchen, keine Sorge.“ Inzwischen hatte ich mich wieder gefangen – zum Teil lag das wohl auch daran, dass ich mein Füße wieder spüren konnte – und war wie üblich Optimismus in Person. Die Stelle zum Überqueren, die Paolo von oben gesehen hatte, ist dann doch nicht so optimal, dumm ist bloß: wir sind eingesperrt. Zur linken der Wasserfall, nach rechts Lavagestein, keine Möglichkeit, den Fluss weiter nach unten zu erkunden, hinter uns abgerutschter Berghang, bei dem wir uns schon fast beim „Abstieg“ alle Knochen gebrochen hatten, die Sonne ist fast verschwunden, das Tal liegt schon komplett im Schatten und keine Möglichkeit, das Zelt irgendwo aufzubauen, von Feuerholz ganz zu schweigen. Paolo ist bis zum Gürtel nass, den Oberkörper hatte er sich beim Abrutschen kräftig aufgeschürft. Wir müssen also überqueren. Also suchen wir die ruhigste Stelle, die wir finden können, in der Hoffnung, wenn wir abgetrieben werden, in der kleinen Bucht zu landen, die am anderen Ufer ist. Paolo und ich fassen uns an den Handgelenken, zunächst geht alles gut, die Strömung wird stärker, wir sind bis zum Bauch im Wasser. Ich kann die Beine nicht mehr vorwärts bewegen, kämpfe um jeden Schritt. Paolo rutscht aus und zieht mich mit. Ich versuche den Kopf oben zu halten, den freien Arm und die Beine rudern kräftig, das Gewicht vom Rucksack zieht mich nach unten, ich habe Probleme den Kopf über Wasser zu halten, schlucke Wasser, weiß nicht mehr, wo ich bin, wo muss ich hin, wo ist das andere Ufer, Paolo hält sich an meinem Arm fest, Paolo ist immer noch da! Plötzlich, ein Stein, ich halte mich fest, die Füße suchen Boden zum stehen, Paolo hält sich an meinem Arm fest, er treibt weiter ab, mein Arm, ich kann ihn nicht mehr weiter nach hinten biegen, ich schreie, lasse den Stein los, schwimme von neuem, bekomme eine anderen Stein zu fassen, habe Boden unter den Füßen, mein Arm ist immer noch überdehnt, aber kaum noch Gewicht daran. Ich sehe, dass wir fast am anderen Ufer sind, es fehlen nur noch ein oder zwei Meter. „Paolo? Ich halte mich fest. Alles okay?“ „ja“ Paolo lässt los. Er macht seinen Rucksack los, kann aufstehen, er reicht mir die Hand und zieht mich ans Ufer. Paolo liegt am Ufer, er ist völlig fertig. „Paolo, wir müssen uns bewegen. Lass uns zur Straße laufen.“ Wir steigen die Uferböschung auf, laufen die letzten hundert Meter zur Straße, Paolo bleibt hinter mir zurück. Ich renne auf die Straße zu, schreie, winke, das Auto hält.
Sie hatten nur noch einen Platz frei. Das zweite Auto (keine Vorurteile, aber irgendwie typisch) ein Mercedes, Ledersitze, zwei junge Männer, sie hielten noch nicht mal an. Wir standen tropfend und frierend an der Straße, das dritte Auto hielt, wir hatten Glück: ein junges Pärchen aus Santiago. Wir wechselten schnell die T-Shirts, wieder mal Glück: ein paar Sachen waren trocken geblieben!!! Sie hatten ein Handtuch und eine Decke dabei, wir wickelten uns auf dem Rücksitz ein, beide in Unterhose (war nicht besonders erotisch ;-p). In Santiago zogen wir uns auf einem Parkplatz in der Nähe einer Metro die nassen Hosen wieder an, welch Bild müssen wir in der Metro abgegeben haben!! Völlig verdreckt, tropfend, schließlich von einer Pfütze umgeben, die lustig durch den Wagon schwappte und endlich, endlich, nach einer halben Stunde frierend zu Hause.
Ich habe bestimmt eine halbe Stunde heiß geduscht. Und jetzt? Das linke Knie komplett blau, das linke Schienbein aufgeschrammt und mit dicken Blutergüssen, ich kann kaum laufen, mehrere Abschürfungen und blaue Flecken am ganzen Körper und heute morgen ist mir einer meiner wenigen noch schönen Fußnägel abgefallen (der linke Zeige-zeh-Nagel). Aber ich lebe noch. Und die Kamera auch. Das nächste Mal nehme ich das Essen aus dem Rucksack, bevor ich schwimmen gehe. Außerdem sorge ich dafür, dass es nicht Winter ist und ich davor alle Klamotten mehrfach in Plastiktüten eingepackt habe.
Achja: Ich habe mir letzte Woche die Beine wachsen lassen. Das macht man hier so – man, tut das weh!!! Aber dafür muss man ungefähr 4 Wochen die Beine nicht rasieren. Find ich echt praktisch.
Montag, 28. April 2008
Nicanor Parra
USA
donde la libertad
es una estatua
(USA
wo die Freiheit
eine Statue ist)
Ausserdem: der winter ist da, mir ist kalt, es regnet ohne Pause und hier ist am 1.Mai auch frei. Dementsprechend werde ich wohl einen Kurztrip irgendwohin machen.... ;-)
Donnerstag, 3. April 2008
Lebenszeichen
Samstag, 22. März 2008
Gerüchte
Ansonsten: Ich hab doch keine Ahnung, kein Stress, ist ja noch Zeit.
Und: Mein Schwesterherz kommt mich Ende Mai besuchen! Juchhee!!
Montag, 17. März 2008
Zurück in Santiago
Eigentlich fing das Semester total super an: Grillen für die ausländischen Studierenden und eine großartige Geburtstagsparty. Unglücklicherweise lief der echte Semesterbeginn IN der Uni nicht so super. Es wurden weitere Lehrstühle geschlossen, selbstverständlich die, die nicht fettes Geld von irgendwelchen sponsernden Firmen einfahren, Kunstgeschichte, Geschichte sind dicht. Dazu wurden „überflüssige“ Kurse wie präkolumbianische Geschichte, präkolumbianische Kunst, zeitgenössisches Kino, … zugemacht. Dazu kommt, dass der einzige Kurs über chilenische zeitgenössische Poesie mit dem Kurs „Chile und seine Kultur“ zusammen fällt. Da „Chile und seine Kultur“ von einem Prof, der nicht so toll sein soll, gegeben wird, werde ich mich also der chilenischen Poesie widmen (die laut des Literaturchefs die wichtigste von allen, während die Chilenen in der Prosa nicht unbedingt Ruhm einfahren, auf jeden Fall die zeitgenössischen).
Die restlichen Kurse stammen aus der Politikwissenschaft, ich hoffe, es geht mir darin nicht ähnlich wie im ersten Semester in Bamberg (ich hab nach 4 Wochen den Studiengang gewechselt).
Falls mir die Kurse nicht gefallen sollten, werde ich mir ein Praktikum suchen, bin schon fleißig am Bewerbungen entwerfen. Hierbei war die Uni auch nicht unbedingt hilfreich: „Kulturzentren??? Nee, da haben wir keine Kontakte hin…. Irgendwas mit Kultur???… mmh… nee, tut mir leid, aber ich kenne wirklich keinen…“ und das vom Chef der Fakultät für Literaturwissenschaft. Und in Santiago gibt es jetzt wirklich nicht so viele, dass man da viel Zeit reininvestieren müsste.
Bin ein bisschen deprimiert, weil alles nicht so läuft, wie es soll, aber irgendwie klappt ja doch immer alles ;-)
Und das schicke Geburtstagsgeschenk (wenn auch Spiegelverkehrt)Und Geburtstag: Traditionelles Gesicht in die Torte tauchen. Im Hintergrund: Anna, Französin
Noch ein Nachtrag von Buenos Aires: Die drei irischen Damen....